Montag, 19. November 2007

Fremdscham International

Ein weiteres lustiges Kapitel der Fremdscham ist ja das der Scham ob der eigenen Mannsleute. Manchmal schämt man sich ja schon als Deutsche unter Deutschen in Deutschland, aber das läßt sich ganz ohne Probleme noch um ein 100faches steigern, wenn man sich als Deutsche ins Ausland begibt und dort auf andere Deutsche trifft...Deutsche sind da gerne mal unbeliebt und ich weiß warum. Deutsche verreisen nicht gern. Am liebsten hätten die noch ein zweites Deutschland am anderen Ende der Welt. Da wär dann alles genauso wie zuhause, nur das Wetter wäre ein anderes.

Kultur? Neeee, die schaut man sich nur mal alibimäßig an und läßt sich zum Beispiel mit Horden von Touisten durch ein angebliches Beduinendrof schleusen indem, so berichtet der Führer - also nicht der, därrr est wärkläch tooot - den Reiseführer mein ich...also der Reiseführer, berichtet, dass die Menschen dort alle nicht wüßten wie alt sie sind, dass es keinen Strom gibt und keine Schulen...Komisch, dass in der Hütte bei der angeblich 90 jährigen Beduinengreisin mit der man sich fotografieren lassen sollte ein Lichtschalter war....da zumindest wußte man praktischer Weise auch das Alter....und ich nehme mal an, dass sie den Schalter samt Kabel nicht in der Wüste fand und völlig unbedarft aus Dekozwecken aufhing..."Jallajalla, ai des is abba fesch!" Den Lichtschalter haben sie garnicht gesehen, auf der Rückfahrt war man sich mehrheitich einig nun genau zu wissen wie so ein Beduine lebt. Also bitte: es gab Cola zu trinken und Gurkensalat... Jedenfalls ist dann der Kultur genüge getan und man geht wieder zurück in das 5 Sterne-Hotel um sich dort zu beschweren.

Über was? Über alles. Der Deutsche ansich merkt das schon garnicht mehr und man hat fast den Eindruck das sei einfach seine Natur. Das Meckern.
Man meckert....es ist ganz egal wieviel Tonnen Teller ein Angestellter in Rekordtempo anschleppt, wie gut sie die Zimmer putzen, wie liebevoll sie Tiere aus Stoffbahnen falten und damit dein Bett dekorieren, wieviele Sprachen sie sprechen, um uns zu verstehen, auch wenn wir keine einzige sprechen, der Deutsche meckert sich durch seinen Urlaub und merkt es noch nicht mal. Im Nachhinein gefragt wie der Ulaub war wird er im Brustton der Überzeugung sagen, dass es herrlich war....

"Wo hat denn der Cowboyneger jetzt meinen Koffer hingetan???"
"Der Kaffee ist heute aber wieder dünn, gestern war der ja viel zu stark..."
"Die Liegen sind ja immer schon belegt...."
"Im Pool ist ja auch nie jemand."
"Seit gestern ist das ja furchtbar voll hier!"
"Also diese Russen..."
"Die fahren hier unmöglich, Hupe nd Licht alles andre brauchen die nicht, in Deutschland...."
"Ts das dauert, das sind jawohl ägyptische Minuten oder was..."

Und am liebsten sind mir die 1-Wort-Touristen. Wenn die eine Frage haben, sprechen sie das einheimische Gegenüber nicht höflich auf einer internationalen Sprache, wie etwa dem Englischen an und formulieren nach einer Entschuldigung, ob der Störung freundlich eine Frage...excuse me please, I´d like to....Nö, die bellen dann sowas wie :TENNIS! oder ESSEN! und der dienstbeflissene Angestellte versteht das erstaunlicher Weise sogar noch, hilft freundlich weiter und der Deutsche brummt nur und geht. Kein Abschied, kein Dank....nö.
Da steht man dann daneben und schämt sich fremd.

Liebe Deutschen, wenn ihr auf Reisen eigentlich alles so haben wollt wie daheim, dann marschiert doch einfach irgendwo ein wo es warm ist und baut da das vierte Urlaubsreich auf. Und da ist dann alles so wie daheim. Der Kaffee und die Sprache und die Religion...ach ne das habt ihr ja schon: Mallorca...
Na gut, dann fahrt ihr doch alle an den Ballermann und esst Currywurst mit Pommes, trinkt deutsches Bier und Kaffee und singt deutsche Lieder. Das ist dann auch peinlich, aber da kennt man euch ja schon so. Und alle anderen Länder etwa solche, die sich durch mehr als nur die Art des Kaffeekochens von der Heimat unterscheiden, die überlasst mal denen, die das auch zu schätzen wissen und vielleicht sogar genau wegen der Unterschiede fahren. Velleicht verbessert das auch den Weltfrieden, auszuschließen ist das nicht. Oder Herr "Cowboyneger"...bleib du mal schön wo du bist und pfleg deine Proletenkultur und überlass den Besuch fremder Kulturen denen, die sich auch kultiviert und respektvoll benehmen können...Bitte. Danke.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Im Norden Thailands gibt es Bergvölker, die leben auf Bäumen und verkaufen Bananen. Und weil die da leben und noch dazu so schöne traditionelle Trachten anhaben, haben sich die Touristen gedacht: Toll, so ein Glück. Wenn die sowieso gerade auf Bäumen sitzen und Bananen verkaufen, können wir damit ja gleich die Elefanten füttern, auf denen wir uns durch den Dschungel kutschieren lassen... Alles ganz ursprünglich!

Ich weiß allerdings nicht, ob die auch Steckdosen haben oder wissen, wie alt sie sind...
Aber die wissen, wie man den dummen Touris am schlauesten völlig überteuerte Bananen verkauft - find ich super!